Im Januar kurz vor der Vesper, dem Abendgebet, spielt Pater Bonifatius ein paar fasnächtliche Weisen auf seiner „Steirischen“, einer speziellen Harmonika. Die Melodien klingen aus dem niederzeller Gotteshaus hinaus auf den Friedhof, wo die Theresia Huber gerade ihrem Mann eine neue Ewiglichtkerze gebracht hat und sie jetzt anzündet. Sie erinnert sich ergriffen an jene Fasnacht, an der sie ihren Willi kennengelernt hat. Beim Vereinsball der Bürgermusik hat er sie zum Tanzen aufgefordert. Ein miserabler Tänzer war er, der Willi, das darf man sagen, aber Waldhorn spielte er in der Bürgermusik wie kein Zweiter und das über Jahrzehnte.
Aus der Kirche hört die Theresia jetzt Musik zur Ehre Gottes. Die Orgel hat die Harmonika abgelöst. Auch schön. Jetzt kommt ein frostiger Wind auf und bläst über den Friedhof. „En Sauluft, en grüelige“, würde ihr Willi jetzt sagen. Das Ewiglicht wird ausgelöscht. Die Erinnerung bleibt.

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