Was mich immer wieder innerlich aufwühlte, waren die Aussagen derer, die vor und in der Fasnachtszeit jahrelang an vorderster Front für Ablauf, Durchführung und Abwicklung verantwortlich zeichneten. Ich darf an dieser Stelle Tagebuchaufzeichnungen eines Alt-Betriebsleiters des Narrenvereins veröffentlichen, nur um einmal mehr die ganze Problematik deutlich zu machen, die mit dieser Aufgabe verbunden ist.
An einem nassgrauen, nebelverhangenen Tag, am 11. November, schrieb der Narrenrat Carlo Brommler:
„Was muss denn einem Betriebsleiter innewohnen, der nur einen Funken Verantwortung im Ranzen hat? Eine ausgewogene Mischung aus Besonnenheit und Zukunftsglaube muss er besitzen. Menschliche Zuwendung, Führungswille, Kritikfähigkeit und Motivation sollte er mitbringen, einen gewissen Ernst, aber auch Heiterkeit. Ich glaube nicht, dass sich ein Elferrat seines Humors schämen müsste.
Aber wer hat denn schon eine Ahnung davon, was einen Betriebsleiter alles belasten kann? Das ist doch wahrlich kein Zuckerschlecken. Meinst du, da fragt dich nur einer, wie es dir geht, wie dein Kreislauf das aushält, dein Magen und die Leber? Dazu kommen noch Zweifel, ob man auch alles richtig macht, und nachts hockt dir das Bedenken immer noch auf der Brust wie ein schweres, böses Tier. Oh, es gibt genug Kritiker und Spötter, die dann am Bunten Abend in der Bütt stehen und mosern. Am schlimmsten sind die Alten – nicht mehr ganz dicht – aber immer am Lästern. Diese grauen Ratten, die an unserem schönen Brauchtum nagen und immer betonen, dass ihnen früher die Fasnacht besser geschmeckt habe. Wenn sie einmal nicht mehr da sind, um zu mahnen, davon sind die Betagten überzeugt, wird niemand mehr den früheren, schönen Zeiten nachtrauern.“
Carlo Brommler beendet an diesem Tag seine Aufzeichnungen mit den Worten: „Die Leute beurteilen dich nur als Narren. Sie wollen es nicht wahrhaben, dass dahinter vielleicht nur ein Mensch steht, der sich freuen und Fasnacht machen will.“
Das sind deutliche Worte. Mich jedenfalls haben diese Tagebucheintragungen sehr nachdenklich gemacht. Und die Leute, die unser Fasnachts-Brauchtum pflegen, also das Pflegepersonal, sehe ich jetzt mit ganz anderen Augen.

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