Lieber Fasnachter,
die närrischen Tage, bei denen man sich ungezwungen auf dem Festgelände trifft, bieten sich an, längst vergessene Höflichkeiten wie auch besonders gefällige Komplimente auszutauschen. Ich weiß jetzt nicht, ob dir das Hohelied der Liebe geläufig ist. Vielleicht nicht in seiner ganzen Fülle und Schönheit.
Lass mich dir ein paar Sätze in Erinnerung rufen. In der Bibel sagt der Bräutigam im Hohelied der Liebe folgendes:
„Schön bist du, meine Freundin, wie Tirza. Prächtig wie Jerusalem, verwirrend wie Trugbilder. Wende deine Augen weg von mir, denn sie regen mich auf.“
Nun wissen wir nicht, wie schön Tirza war. Aber hier fürchtet der junge Mann ob dieser Schönheit, seine Fassung zu verlieren, wenn sie ihn noch lange so sinnlich anschaut. Wie er dies aber beschreibt, das hat Wohlklang und Kultur.
Im Orient hatten ja die Männer oft mehrere Frauen und Gespielinnen. Um diese bei Laune zu halten, mussten ihre Herren sich schon recht ohrgefällige Schmeicheleien einfallen lassen. So hören wir an anderer Stelle:
„Wie schön sind deine Schritte in den Sandalen, das Rund deiner Hüfte ist wie ein Kleinod von Künstlerhand gemacht.“
Ist das nicht köstlich? So etwas Betörendes hört man im Bereich des Glühweinstandes auf der Hergete eher selten. Und ich scheue mich nicht, es noch einmal zu wiederholen:
„Das Rund deiner Hüfte ist wie ein Kleinod.“ Herrlich!
Liebe Fasnachter,
wagen auch wir wieder mehr Lieder der Liebe zu singen. Die Frauen, unsere Frauen, alle Frauen werden begeistert sein. Die erotischen Stellen aus dem Hohelied möchte ich hier nicht beschreiben und auch nicht näher interpretieren. Nur so viel:
„Meine Taube in den felsigen Klüften, im Versteck der Steilwand: Lass mich dich anschauen, lass mich deine Stimme hören. Denn deine Stimme ist süß, und schön siehst du aus.“
Die anderen Verse müsst ihr schon selber nachlesen. Ihr werdet mir dann recht geben, die Fantasie erzeugt Bilder so schnell wie ein Kinderkarussell. Ich schreibe dies heute in der Hoffnung, dass sich bei einigen unter dem Einfluss von Glühwein oder einigen Eierlikörchen nicht nur die Zunge löst, sondern sich auch der Mut einstellen möge, eigene Komplimente und Schmeicheleien zu verfassen. Aber zum „Aufwärmen“ dürft ihr euch ruhig aus dem Hohelied bedienen. Das ist schon in Ordnung.
Da siehst du, dies sei nur ein Beispiel, eine alte Schulkameradin, die sich mit einer Grillwurst und einer Tasse Glühwein an einem der Stehtischchen aufhält. Das Rouge ihrer Wangen und die Farbe ihres Lippenstiftes haben auf anziehende Weise mit dem Senf und dem Fett der Wurst Freundschaft geschlossen, und der Glühwein, der von ihren vollen Lippen tropft, hat auf ihrem hellen Wintermantel noch farblich passende Akzente gesetzt. Nie wäre für dich jetzt die Gelegenheit günstiger, als auf charmante Weise aus dem biblischen Hohelied zu zitieren:
„Von deinen Lippen träufelt Honigseim, Honig und Milch sind unter deiner Zunge, und der Duft deiner Kleider ist wie der Duft des Libanon. Deine Zähne sind so weiß wie eine Herde Schafe, die aus der Schwemme steigen.“
Deine Schulkameradin wird bass erstaunt sein, wie du dich seit der 8. Klasse weitergebildet hast und wie kultiviert du dich heute ausdrücken kannst. Ja, lieber Fasnachter, du wirst überrascht sein, wie selbst einfache Komplimente ihre Wirkung nicht verfehlen. Sage einfach einmal: „Dreh dich um, dreh dich um, lass dich anschauen. Rundum bist du schön, meine Freundin, und kein Fehl ist an dir.“
Es muss ja nicht immer an die eigene Frau gerichtet sein.
Mit einem animalischen Ho Narro wünsche ich allen wie immer eine glückselige Fasnacht.
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